Wenn das Ohr rauscht und niemand weiß, warum
Viele Menschen kennen das: Plötzlich ist da dieses leise Rauschen im Ohr – mal wie Wind, mal wie ein Summen oder Zischen. Es kommt und geht, manchmal bleibt es. Man sucht den Weg zum HNO-Arzt, bekommt Hörtest, vielleicht Medikamente – und doch bleibt die Frage: Woher kommt das Geräusch?
Ich sehe in meiner Praxis immer wieder Patient:innen, die genau das erlebt haben. Wochen- oder monatelang auf der Suche nach der Ursache – ohne Ergebnis. Was viele nicht wissen: Das Rauschen im Ohr kann auch mit dem Kiefergelenk zusammenhängen.
Gerade bei einer sogenannten Craniomandibulären Dyfunktion (CMD), also einer Fehlregulation zwischen Kiefer, Muskeln und Gelenken, kann sich der Druck auf Nerven und Gefäße bis ins Ohr fortsetzen. Das erklärt, warum manche Betroffene zusätzlich über Spannungskopfschmerzen, Nackendruck oder Knacken beim Kauen klagen. Das Ohr ist oft nur das System – die Ursache liegt tiefer, meist im Kiefergelenk.

Wie Stress, Atmung und Haltung mitspielen
Neben der Kieferposition spielt auch die Lebensweise eine große Rolle. Chronischer Stress führt häufig zu Verspannungen in der Kaumuskulatur – viele Menschen beißen nachts buchstäblich „die Zähne zusammen“. Auch eine falsche Kopfhaltung, etwa durch ständiges Arbeiten am Bildschirm, verstärkt den Druck auf Kiefer und Nacken.
In solchen Fällen hilft nicht nur eine Schiene, sondern ein ganzheitlicher Ansatz: bewusstes Entspannen, gezielte Physiotherapie, eventuell Osteopathie und Übungen für Kiefer , Schultern und Nacken. Wenn der Körper wieder ins Gleichgewicht kommt, beruhigt sich meist auch das Ohr.

Wann eine Aligner- Behandlung sinnvoll ist
Wenn das Rauschen im Ohr durch eine Fehlstellung des Kiefers oder eine asymmetrische Bisslage begünstigt wird, kann eine Aligner-Behandlung eine langfristige Lösung sein. Die transparenten Zahnschienen bringen die Zähne in eine harmonische Position, entlasten dadurch das Kiefergelenk und stabilisieren die Muskulatur.
Gerade bei Patient:innen mit leichter CMD kann die Kombination aus funktioneller Schienentherapie und Aligner-System erstaunliche Veränderungen bewirken – nicht nur am Biss, sondern im gesamten Gesichtsgefühl. Das Ziel ist immer dasselbe: ein System, das ruhig, ausgeglichen und entspannt arbeitet – damit Ohr, Kiefer und Körper wieder im Einklang sind.

Fazit: Rauschen im Ohr kann auch vom Kiefer kommen
Nicht jedes Ohrgeräusch hat seinen Ursprung im Innenohr. Wenn Sie einseitiges Rauschen, Druck oder Knacken bemerken und bisher kein Befund gefunden wurde, denken Sie auch an Ihr Kiefergelenk.
Eine ganzheitliche Untersuchung kann helfen, die wahren Ursachen zu erkennen – und das Rauschen im Ohr endlich zu verstehen. Denn manchmal beginnt die Ruhe im Ohr genau dort, wo das Lächeln entsteht.
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Ja. Eine Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) kann zu Verspannungen im Kiefergelenk führen, die Nerven und Gefäße im Bereich des Ohr beeinflussen. Dadurch kann es zu Ohrgeräuschen, Druckgefühl oder Rauschen kommen – ohne dass im Ohr selbst eine Erkrankung vorliegt.
Typische Anzeichen sind zusätzliche Symptome wie Kieferknacken, Verspannungen im Nacken, Kopfschmerzen oder Zähneknirschen. Wenn Ohrgeräusche vor allem bei Stress oder nach dem Kauen stärker werden, spricht das oft für eine Verbindung zwischen Kiefer und Ohr.
Wenn der HNO-Arzt keinen organischen Befund findet oder die Beschwerden trotz Behandlung bleiben. Ein Kieferorthopäde kann mit einer Funktionsanalyse prüfen, ob eine Fehlstellung oder muskuläre Dysbalance im Kiefergelenk das Rauschen auslöst.
Ja, in vielen Fällen. Eine individuell angepasste Zahnschiene oder Aligner-Therapie kann das Kiefergelenk entlasten, die Muskulatur entspannen und damit den Druck auf umliegende Strukturen – auch am Ohr verringern.
Definitiv. Stress führt oft dazu, dass Menschen unbewusst mit den Zähnen pressen oder knirschen. Dadurch entsteht Spannung in der Kaumuskulatur, die wiederum das Ohr beeinflussen kann. Entspannung, Physiotherapie oder Atemübungen können unterstützend helfen.
Key Takeaways
- Rauschen im Ohr kann oft mit dem Kiefergelenk zusammenhängen, insbesondere bei Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD).
- Das Kiefergelenk liegt anatomisch vor dem Ohr, und Fehlbelastungen können Ohrgeräusche verursachen.
- Eine digitale Funktionsanalyse beim Kieferorthopäden und eine angepasste Zahnschiene können helfen, die Symptome zu lindern.
- Chronischer Stress und falsche Körperhaltung verstärken den Druck auf den Kiefer und können das Rauschen im Ohr fördern.
- Eine Aligner-Behandlung kann bei Fehlstellungen langfristige Verbesserungen bringen und Körper, Kiefer und Ohr harmonisieren.


