Nach einer erfolgreichen kieferorthopädischen Behandlung steht oft eine entscheidende Frage im Raum: Wie bleiben die Zähne dauerhaft gerade? Die Antwort liegt in der Retentionsphase, in der entweder ein fester oder herausnehmbarer Retainer zum Einsatz kommt. Doch was viele nicht wissen: Es geht hier nicht nur um Ästhetik – auch die Gesundheit von Kiefer, Schädel und Atmung spielt eine Rolle.
Fester Retainer: Stabilität mit System
Ein fester Retainer ist ein dünner Draht, der meist auf der Innenseite der Frontzähne befestigt wird – oft im Unterkiefer, manchmal auch im Oberkiefer. Er hält die Zähne zuverlässig in ihrer neuen Position, ohne dass der Patient aktiv etwas tun muss. Gerade für Menschen, die ihre Spange gerne mal vergessen, ist das ein großer Vorteil.
Allerdings hat auch diese Methode ihre Herausforderungen:
• Der Bowing-Effekt: Wenn der Draht nicht ganz passiv anliegt oder aus einem zu starren Material gefertigt wurde, kann er über die Zeit sanften, aber stetigen Druck auf die Zähne ausüben. Die Folge: Die Zähne verschieben sich langsam – meist unbemerkt – in eine ungünstige Richtung.
• Beeinträchtigung der cranialen Beweglichkeit: Besonders im Oberkiefer, der aus mehreren Knochen besteht, kann ein starrer Retainer die feinen Bewegungen des Schädels behindern. Das kann bei sensiblen Patienten zu Spannungen, Blockaden oder Kopfschmerzen führen. Eine Lösung ist ein segmentierter Retainer – er besteht aus mehreren kleinen Drahtstücken und lässt dem Schädel mehr Freiheit.
• Gefahr bei Fehlkontakt: Wenn der Patient beim Zubeißen auf den Retainer beißt, kann sich dieser lockern oder sogar brechen. Hier hilft eine präzise Anpassung durch den Kieferorthopäden.
Unser Tipp: Vor dem Einsetzen eines festen Retainers empfiehlt sich ein Besuch beim Osteopathen, um sicherzustellen, dass der Kiefer frei beweglich ist. So lässt sich das Risiko von Blockaden deutlich senken.
Herausnehmbarer Retainer: Flexibel, aber mit Einschränkungen
Der herausnehmbare Retainer – meist eine transparente Schiene – wird vor allem nachts getragen. Damit lässt sich die Zahnstellung gut stabilisieren, aber nicht dauerhaft:
• Nur nächtlicher Schutz: Tagsüber wirken Zunge, Lippen und Kaubewegungen auf die Zähne ein. Diese Kräfte können die Zahnstellung langsam wieder verändern.
• Jiggling-Effekt: Die ständige Bewegung zwischen Nachtschiene und Alltag kann zu Feinverschiebungen führen, die sich auf die Zahnwurzeln und den Kieferknochen auswirken.
• Hygiene und Materialermüdung: Die Schienen sollten mindestens einmal jährlich ersetzt werden – sie werden mit der Zeit weich, unhygienisch und verlieren ihre Wirkung.
Die beste Lösung: Kombination beider Systeme
Für eine langfristige Stabilität und gleichzeitig größtmögliche Sicherheit empfehlen viele Experten die Kombination aus festem und herausnehmbarem Retainer. Das bietet gleich mehrere Vorteile:
• Doppelte Sicherheit: Wenn einer der beiden Retainer kaputtgeht oder verloren geht, ist der andere noch da.
• Besserer Schutz gegen Bowing-Effekt: Die Nachtschiene wirkt der ungewollten Spannung durch den Draht entgegen.
• Individuelle Anpassung möglich: Retainer aus mehreren Segmenten oder individuell gefertigte Drahtsysteme sorgen für mehr Flexibilität und mehr Komfort.
Wartung und Kontrolle – wie beim Auto
Ein Retainer hält nicht ewig. Regelmäßige Kontrollen sind entscheidend:
• Fester Retainer: Mindestens einmal im Jahr vom Kieferorthopäden prüfen lassen.
• Herausnehmbarer Retainer: Ebenfalls jährlich kontrollieren und ggf. ersetzen lassen.
Auch kleinere Reparaturen – wie abgelöste Klebestellen oder verbogene Drähte – sind ganz normal. Denken Sie an den Retainer wie an ein gut gepflegtes Auto: Mit regelmäßiger Wartung bleibt er lange funktionsfähig.
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Fazit: Schöne Zähne – aber bitte mit System und Rücksicht auf die Gesundheit
Ein Retainer ist mehr als nur ein Draht oder eine Schiene. Er ist ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsvorsorge im Mund- und Kieferbereich. Wer langfristig Freude an seinem Lächeln haben möchte, sollte auf eine gute Kombination aus Stabilität, Flexibilität und Körperbewusstsein setzen. Mit dem richtigen System – und einem ganzheitlichen Blick auf den Körper – bleibt das Lächeln nicht nur schön, sondern auch gesund.