Wer hat das Herbstscharnier erfunden?
Das erste Herbstscharnier wurde für den Berliner Zahnärztekongress veröffentlicht. Es diente genau wie heute zur Korrektur des Distalbisses. Damals 1909 hat der Erfinder den Wunsch gehabt, den Unterkiefer bei einer Rücklage dauerhaft durch das Scharnier nach vorne zu bringen. Außerdem wollte er auch das Gesicht der Patienten zum Vorteil verändern. Durch das Vorschieben des Unterkiefers sieht das Profil meist sofort besser aus. Durch den Weltkrieg hat man die Methode vergessen. Bis Prof. Dr. Pancherz 1977 die Idee wieder aufgriff und richtig untersuchte. Er konnte beweisen, dass das Scharnier tatsächlich das Wachstum des Unterkiefers anregen kann.
Was ist ein Herbstscharnier?
Ein Herbstscharnier ist eine feste Zahnspange. Es besteht aus Metall und wird vom Kieferorthopäden fest in den Mund eingeklebt. Es gibt eine Metallstange zwischen Oberkiefer und Unterkiefer, die beide Kiefer verbindet und den Unterkiefer dadurch nach vorne schiebt. Die Metallstäbe sind beispielsweise an den oberen ersten Backenzähnen und an den unteren Eckzähnen befestigt.
Warum heißt das Herbstscharnier so?
In früheren Zeiten gab es sogar einige Kieferorthopäden, die neue Zahnspangen erfunden haben. Sie haben die Geräte dann natürlich oft auch nach ihrem Namen benannt. Der Entfinder des Herbstscharniers ist Emil Herbst.
Welche Krankenkasse übernimmt das Herbstscharnier?
Die Krankenkassen übernehmen das Herbstscharnier leider nur bei spätem Behandlungsbeginn und sowohl wenig verbleibenden Unterkieferwachstum als auch einer sehr großen sagittalen Frontzahnstufe. Bei Behandlungsbeginn nach dem 18. Lebensjahr wird das Scharnier indes nicht mehr von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Wie lange muss man das Herbstscharnier tragen?
Je nach dem Alter trägt man das Herbstscharnier circa 6 bis 15 Monate. Das Gerät bewirkt ein Knochenwachstum und das dauert etwas, bis alles dann wirklich stabil ist. Ansonsten kann es schnell zu einem Rezidiv kommen.
Warum sieht das Herbstscharnier so schrecklich aus?
Das Herbstscharnier ist meiner Meinung nach die häßlichste Spange auf dem Markt. Es ist sehr massiv und groß und zudem natürlich auch von außen sichtbar. Deshalb setzt man es vermutlich auch nur dann ein, wenn eine starke Rücklage und kein Wachstumspotential vorliegen. Es ist so massiv, weil der Druck beim Essen und auch nachts sehr stark ist. Zierlichere Varianten wurden versucht, waren aber sehr reparaturanfällig.
Tut das Herbstscharnier weh?
Ja, das Herbstscharnier tut weh. Übrigens besonders in den ersten Tagen muss man sich auf Schmerzen einstellen. Auch das Essen und Sprechen kann zudem erstmal erschwert sein. Allerdings gewöhnt sich der Körper meist auch sehr schnell an das Scharnier und die Schmerzen und Probleme sind oft nach spätestens 2 Wochen vergessen.
Welche Alternativen gibt es zum Herbstscharnier?
Die moderne Kieferorthopädie hat nichtsdestotrotz einige Alternativen zum Herbstscharnier erfunden. Alle diese eignen sich, das Unterkieferwachstum zu stimulieren oder einen zurückliegenden Unterkiefer zu kaschieren.
Dysgnathie Operation
Die Dysgnathie Operation ist sicher eine gute Alternative, wenn der Patient unzufrieden mit seinem Gesicht ist. Hier wird der Unterkiefer erst nach vorne operiert und dann mit Osteosyntheseplatten fixiert.
Invisalign mit Mandibular Advancer
Auch Invisalign mit Mandibular Advancer ist bei Teenagern eine gute Alternative. Die Aligner sind deutlich weniger sichtbar als das Herbstscharnier und können trotzdem meist ohne Probleme 22 Stunden pro Tag getragen werden. Zudem kommt, dass die Aligner alle 11 Tage getauscht werden und die Vorverlagerung in kleinen Schritten erfolgen kann. Das ist deutlich angenehmer für die Patienten.
SUS
Das SUS Gerät ist eine Metallstange mit Feder, die obendrein auf den Bogen der festen Multibracketapparatur aufgesteckt werden kann. Es wird benutzt, um den Unterkiefer nach vorne zu bewegen. SUS heisst Sabagh Universal Spring. Es ist etwas zierlicher als das Herbstscharnier und dadurch, das es nicht auf den Zähnen aufsitzt, kann man gleichzeitig auch Zahnbewegungen durchführen. Dadurch spart man Behandlungszeit.
Rampen
Rampen sind Aufbisse aus Kunststoff, die meist auf die letzten Zähne im Oberkiefer aufgeklebt werden. Sie haben einen Rutschbahneffekt und schieben den Unterkiefer dadurch nach vorne in eine definierte Position.
Hilft das Herbstscharnier auch bei Kiefergelenk Problemen?
Das Herbstscharnier kann auch bei anterioren Discusvorverlagerungen gute Dienste leisten. Durch die Metallaufbisse wird der Gelenkspalt meist ausreichend geöffnet und die Scharniere schieben meist durch die Vorwärtsbewegung die Disci wieder auf die Kondylen. Bei Unterkieferrücklage mit anterioren Discusvorverlagerungen also eine gute Lösung.
Geht das Doppelkinn durch das Herbstscharnier weg?
Sie werden es kaum glauben, aber auch für das Doppelkinn ist das Herbstscharnier hilfreich. Durch die starke Vorwärtsbewegung wird die Stauchung des Gewebes und des Fettes aufgehoben, es sieht straffer und glatter aus. Dadurch, dass der Unterkiefer wahrscheinlich auch durch die Knochenregeneration in der vorderen Position bleibt, ist das Ergebnis oft auch dauerhaft.
Hilft das Herbstscharnier beim Schnarchen?
Auch gegen Schnarchen hilft das Herbstscharnier oft, Der Effekt ist der gleiche wie beim Doppelkinn. Der Raum im Rachen wird größer und die Schnarchgeräusche kleiner. Also ein deutlicher Pluspunkt für die Patienten.