Was ist eine myofunktionelle Störung?
Wenn eine myofunktionelle Therapie nötig wird, stimmt das Verhältnis zwischen der inneren und äußeren Muskulatur nicht. Anders gesagt, die Spannung der Zunge von innen und der Lippen und Wangen von außen ist unausgeglichen. Dies ist beispielsweise für eine kieferorthopädische Behandlung sehr ungünstig. Denn einerseits finden die Bewegungen meist langsamer statt, andererseits ist die Stabilität des Behandlungsergebnisses gefährdet. Typische Funktionsstörungen sind der offene Biss, das viszerale Schlucken und darüber hinaus das Golfballkinn.
Was ist orofacial?
Orofacial bedeutet den Mund und das Gesicht betreffend. Eine orofaciale Störung ist außerdem eine Störung des Gleichgewichtes der Mund und Gesichtsmuskulatur. Manche Muskeln sind dabei zu stark und andere wiederum zu schwach. Wenn zum Beispiel der Muskulus Mentalis, der Kinnmuskel, zu sehr aktiviert ist, fällt es schwer den Mund zu schließen. Man schläft also oft mit offenem Mund. Dadurch wird die Luft nicht richtig durch die Flimmerhaare in der Nase gefiltert. Es dringen mehr Bakterien und Viren in den Körper ein, die Mandeln sind oft geschwollen und dadurch bekommt man noch weniger Luft und die Zunge liegt auch noch falsch. Dies kann wiederum ein falsches Kieferwachstum bewirken und schon beginnt ein Teufelskreis.
Wo ist die Zunge bei geschlossenem Mund? Wann muss ich zur myofunktionellen Therapie?
Bei geschlossenem Mund soll die Zunge auf jeden Fall flächig am Gaumen liegen, die Zungenspitze liegt am Spot. Die Zunge soll außerdem nicht an die Zähne drücken oder gar zwischen Ober- und Unterkiefer oder im Unterkiefer liegen. Die Lippen sind darüber hinaus leicht geschlossen. Auch beim Schlucken liegt die Zunge einfach im Oberkiefer am Gaumen. Die Zungenspitze liegt am ersten Gaumenfaltenpaar an der Papilla inzisiva. Das ist der kleine Knubbel, der hinter den Oberkieferfrontzähnen zu finden ist. Wenn man am Zungenrand überall Abdrücke von den Zähnen sieht, kann man daraus schon schließen, das die Zunge falsch liegt. Wenn die Zunge falsch liegt, kommt es zu Verspannungen der Gesichts- und Kaumuskulatur. Was auf Dauer sehr anstrengend ist und zum Burnout der Muskulatur führen kann.
Auf dem Bild ist der sogenannte Spot mit einem V gekennzeichnet. Hier soll die Zungenspitze liegen.
Was ist Mundschluss? Hilft hier die myofunktionelle Therapie?
Der Mundschluss bedeutet, den Mund und die Lippen zu schließen. Das hört sich einfach an. Aber tatsächlich fällt es vielen Patienten schwer, die Lippen geschlossen zuhalten und nur durch die Nase zu atmen. Gerade bei kleinen Kindern kann dies auf jeden Fall stark negative Auswirkungen auf die Knochenentwicklung des Unterkiefers und des Mittelgesichtes haben. Aber auch für die Immunabwehr ist Mundatmung kritisch. Hier fällt die Filterung der Luft durch die Flimmerhärchen in der Nase weg, mehr Bakterien und Viren dringen ungefiltert durch den Mund in den Körper ein.
Bei fehlendem Mundschluss entsteht beispielsweise häufig ein offener Biss. Dieser führt dadurch zu Funktionsstörungen und einer unzureichenden Verzahnung, die dann weiterhin zu einer Überlastung der Kiefergelenke und der Halsmuskulatur führen kann. Gerade die Alignertherapie ist sehr gut für die Behandlung des Offenen Bisses geeignet. In schwierigen Fällen benötigt man begleitende myofunktionelle Therapie.
Was ist ein viscerales Schluckmuster?
Das viscerale Schluckmuster wird auch infantiles Schluckmuster genannt. Es ist ein Schlucken, wie es Babies und ganz kleine Kinder praktizieren, die noch keine Zähne haben. Normalerweise stellen die Kinder im Alter um 4 Jahren das Schluckmuster um, aber leider behalten einige Kinder das falsche Schluckmuster bei. Hierbei wird die Zunge bei jedem Schlucken an die Zähne oder zwischen die Zähne gedrückt. Auch dies kann sich negativ auf die Oberkiefer- und Unterkieferentwicklung auswirken. Es entsteht oft ein Schmalkiefer im Oberkiefer. Auch Daumenlutschen führt meist zum infantilen Schluckmuster. Hier ist es gut, frühzeitig mit einer myofunktionellen Therapie zu starten.
Wo liegt die Zunge, wenn sie entspannt ist.
Wenn die Zunge entspannt ist, liegt sie im Oberkiefer am Gaumendach. Die Zunge sollte auf keinen Fall im Unterkiefer liegen und auch nicht zwischen den Kiefern. Außerdem soll die Zunge nicht gegen die Zähne drücken, sondern wirklich entspannt im Gaumen liegen. Die Lippen sind geschlossen.
Wo soll die Zunge im Mund liegen?
Wenn Sie die Zungenlage üben wollen, gibt es wirklich viele tolle YouTubeVideos, die Ihnen und Ihren Kindern helfen können, die Zunge zu trainieren. Die Zunge ist nämlich auch ein Muskel und sollte nicht schlaff im Mund liegen. Eine typische Folge einer falschen Zungenlage ist ein Offener Biss, auch Kreuzbisse hängen oft mit einer falschen Zungenfunktion zusammen.